Berufsfeld Lerntherapie

Lernmaterialien

Fachliche Expertise in Diagnostik und Förderung, Lebendigkeit und Kreativität zeichnen die praktische Tätigkeit von Lerntherapeut*innen mit Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen aus. Das Berufsfeld Integrative Lerntherapie befindet sich ständig in der Entwicklung. Die Gestaltung der Arbeitsbedingungen ist sehr frei und unterliegt kaum äußeren Regelungen.

Sie schaffen durch die von Ihnen entworfenen beruflichen Rahmenbedingungen die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit!

Wir haben für Sie die Kompetenzen von Lerntherapeut*innen sowie berufliche Rahmenbedingungen zusammengestellt, die dieses spannende Berufsfeld ausmachen – und wir bereiten Sie darauf vor.

Die Bezeichnung Integrative Lerntherapeutin/Integrativer Lerntherapeut ist kein geschützter Begriff. Umso wichtiger ist es, die Qualität der eigenen Weiterbildung nachzuweisen. Mit den KREISELabschlüssen Urkunde und Zertifikat können Sie alle Titel der Verbände erlangen.

Tätigkeiten

Die Arbeit als Lerntherapeut*in bringt unterschiedliche Ansprüche und Herausforderungen mit sich. Das bedeutet, dass in diesem Berufsfeld verschiedene Talente und Kompetenzen der Therapeut*innen zum Tragen kommen.

Die lerntherapeutische Arbeit erfolgt schwerpunktmäßig mit Kindern im Alter von 7 bis 14 Jahren. Die lerntherapeutischen Stunden finden in Einzel-, Paar- oder Kleinstgruppen statt.
Nicht selten begleitet man auch Jugendliche bis hin zu den ersten Schulabschlüssen. Auch die Bereiche Frühe Lerntherapie in KiTa/Vorschule werden im Rahmen von präventiven Maßnahmen zunehmend relevant.
Vereinzelt finden auch Erwachsene den Weg in eine lerntherapeutische Praxis, die in einem Einzelsetting, in einer Kleinst- oder Kleingruppe begleitet werden.
Die Zusammenarbeit mit den Eltern ist wesentlicher Bestandteil einer lerntherapeutischen Förderung und kann in Einzelberatungen, therapiebegleitenden Elterngruppen, Themenabenden oder Elterngruppen erfolgen.
Ein interdisziplinärer Austausch mit den Lehrkräften ist eine wichtige Säule der Förderung und erfolgt in Einzelgesprächen, die dem Austausch, der Abstimmung und der Kooperation dienen. Auch Fortbildungen zu lerntherapeutischen Themen sind möglich.

Erfahrene Lerntherapeut*innen können Vorträge halten zu fachlichen Themen in Schulen, auf Fachtagungen oder in anderen Institutionen. Sie schreiben bei Bedarf Beiträge in Fachzeitschriften, Newslettern oder Blogs etc.
Einen hohen Stellenwert hat die interdisziplinäre Kooperation, unter anderem mit Lerntherapeut*innen und weiteren Berufsgruppen, wie Logopäd*innen, Ergotherapeut*innen, Psycholog*innen, Kinderärzt*innen etc.

In der Regel arbeiten Lerntherapeut*innen selbstständig bzw. auf Honorarbasis in Praxen, in Schulen (mit zunehmender Tendenz), in der Einzelpraxis, in einer Praxisgemeinschaft mit anderen Lerntherapeut*innen oder in interdisziplinären Praxisgemeinschaften (mit Logopädie, Ergotherapie u. a.).
Eher selten sind Angestelltenverhältnisse in Praxen oder in Schulen.
Zu den Tätigkeiten einer selbstständigen Lerntherapeutin/eines selbstständigen Lerntherapeuten gehören das Erstellen von Verträgen und Rechnungen, die Buchhaltung, die Dokumentation der Diagnostik- und Förderarbeit, Qualitätssicherung, das Anschaffen von diversen Materialien etc.
Der KREISEL bietet im Modul 4 Professionalisierung sowie als Einzelveranstaltung ein zweitägiges Seminar zur Praxisgründung und -führung an, um auf diesen Bereich der Arbeit vorzubereiten.

Professionelle Kompetenzen in der Lerntherapie

Für die anspruchsvolle Tätigkeit in der Lerntherapie sind drei Kompetenzbereiche von besonderer Bedeutung, die wir durch unser Konzept der Weiterbildung stärken: Beziehungskompetenz, Diagnostikkompetenz und Förderkompetenz.

Die Forschung hat die Bedeutung von Bindungs- und Beziehungskompetenz mehrfach nachgewiesen. Die Fähigkeit, professionell Beziehungen aufbauen und halten zu können, ist der Schlüssel zum Erfolg bei der lerntherapeutischen Arbeit. Durch bisherige negative schulische Lernerfahrungen häufig verunsicherte Kinder, Eltern und Lehrkräfte profitieren von der positiven Beziehung zur Lerntherapeut*in.

Die Beziehung zum Kind

Ein Kind, das in seiner Entwicklung auf irgendeine Weise beeinträchtigt ist, braucht besonders dringend Menschen, die es emotional erreichen. Lerntherapeut*innen akzeptieren das Kind in seinen aktuellen Grenzen und sie entdecken gleichzeitig andere, bisher vielleicht kaum wahrgenommene Möglichkeiten und Fähigkeiten des Kindes und beziehen diese in die Förderung mit ein.

Die Beziehung zu den Eltern

Die meisten Eltern sind durch die problematische Lerngeschichte ihres Kindes stark verunsichert, manche sind enttäuscht oder gar gekränkt, andere sind überfordert, manchen fehlt – nach vielen schwierigen Erfahrungen – das Zutrauen. Andere Eltern wirken in ihrer Hilflosigkeit desinteressiert. Für eine Entlastung des Kindes ist es in jedem Fall hilfreich, die Eltern zu erreichen und sie zur Mitarbeit zu gewinnen, denn in diesem Fall erzielt eine Lerntherapie ihre größte Wirkung. Auch bei dem Ansatz „Lerntherapie in Schule“ ist die Elternmitarbeit enorm wichtig.

Die Beziehung zu den Lehrkräften

Im Zusammenhang mit womöglich langwierigen Lernproblemen ist nicht selten die Beziehung zwischen Lehrkräften und einem Kind erschwert und sehr häufig auch die Beziehung zu dessen Eltern. Hier kann sich die Lerntherapeut*in mit ihrer professionellen Beratungs- und Beziehungskompetenz konstruktiv einsetzen und wirkungsvoll vermitteln. Die Lerntherapeutin/der Lerntherapeut ist in der Lage, gegebenenfalls auch mit weiteren Fachkräften (z. B. Logopädie, Ergotherapie) zu kooperieren, denn sie kennt diese Fachgebiete aus ihrer Weiterbildung und bringt lösungsorientierte Beratungskompetenzen mit.

Lerntherapie achtet grundsätzlich gleichwertig auf Kompetenzen und Grenzen. Sie sucht dabei gezielt nach bisher häufig unentdeckten oder vernachlässigten Ressourcen des Kindes. So wird z. B. darauf geachtet, in welcher Qualität ein Kind liest: "Was kann es schon bei dem, was es nicht kann?" "Welche Buchstaben sind sicher, so dass man mit ihnen gut arbeiten kann?"
Zudem sucht die Lerntherapie nach potentiellen Belastungen gesundheitlicher bzw. psychischer Art und schaut darauf, inwieweit diese Bezug haben zu Sensomotorik, Sprache, Schriftsprache bzw. Rechnen. Wie steht das Kind im emotionalen Kontakt zu seinen Eltern, seinen Lehrer*innen und anderen Kindern? Wie könnte der gezielte Einbezug des Umfelds weitere Wachstumsmöglichkeiten für das Kind eröffnen? Mit Umfeld meinen wir Eltern und Familie, Lehrkräfte, eventuell auch Kinder- und Spezialärzte sowie Freizeitangebote.
Eine so gestaltete Diagnostik zur Förderung zeigt auf, mit welchen vorhandenen Kompetenzen des Kindes, seiner Familie, seiner Schule und seines lokalen Umfelds die anstehenden Lernprozesse bewältigt werden können.

Integrative Lerntherapeut*innen verfügen über vielfältige Kompetenzen in Entwicklungs- und Lernbegleitung/-förderung und bieten umfassende Unterstützung für das Kind, den Jugendlichen oder den Erwachsenen in den Bereichen Sensomotorik, Sprache, Schriftsprache, Rechnen und Psyche/Verhalten.
Mit unserem interdisziplinären Weiterbildungskonzept vermitteln wir Ihnen die für Ihre Förderarbeit wesentlichen Kompetenzen für eine gelingende Arbeit mit Kind und Umfeld.

Lernvoraussetzungen Motorik, Wahrnehmung, Sprache und Prävention:

  • Bewegungsförderung insbesondere für Graphomotorik, Augen- und Mundmotorik
  • Wahrnehmungsförderung insbesondere in den Bereichen auditive und visuelle Verarbeitung
  • Tonusregulierung, sowohl Tonus erhöhende, als auch Spannung reduzierende Angebote. In Verbindung damit müssen häufig Aufmerksamkeit und Konzentration gestützt werden
  • Förderung der gesprochenen Sprache: Verbesserung von Artikulation, Grundwortschatz, Grammatik, Syntax als weitere zentrale Voraussetzungen für Aneignung und Umgang mit geschriebener Sprache
  • ggf. Kooperation mit Ergo- und Physiotherapie, Psychomotorik, Logopädie bzw. mit nicht-therapeutischen Angeboten wie Kinderzirkus

Innerhalb dieses breiten entwicklungsfördernden Spektrums findet dann die Unterstützung von elementarer Schriftsprache bzw. elementarem Rechnen ihren Platz:

  • Festigung von Laut-Differenzierung und Buchstaben-Sicherheit
  • auf Schriftsprache bezogene sprachanalytische Kompetenz wie Silbenkompetenz und Regelwissen
  • Lesekompetenz, Synthesefähigkeit, Sinnentnahme bzw. Sinnkonstruktion
  • Mengenerfassung, Zahlvorstellungen, Ziffer-Zahl-Zuordnung
  • Seriation, Klassifikation, Bündelungen
  • Operationsverständnis der Grundrechenarten, Geometrie
  • Mengenzerlegung, Zehnerübergang, Zahlenräume und Textaufgaben u. a.

Aus psychologischer Sicht stehen folgende Aspekte im Mittelpunkt:

  • Lernmotivation, Lern- und Arbeitsorganisation
  • Stärkung des Selbstwerts
  • Reflexion des eigenen Verhaltens
  • Konzentrationsförderung, Entspannungstechniken
  • Stärkung der sozialen Kompetenz

Rahmenbedingungen

Lerntherapie findet häufig außerschulisch statt und wird unterschiedlich finanziert. Möglich sind privat finanzierte Förderungen, Bewilligungen über das Jugendamt, die Schulbehörde u. a.
Durch die Veränderung der Schullandschaft hin zur Ganztagsschule sind Entwicklungen zu beobachten, dass Lerntherapie vermehrt in den Schulalltag integriert wird.
Die Rahmenbedingungen unterscheiden sich regional und wirken sich auf die Gestaltung der Förderung und des lerntherapeutischen Gesamtkonzeptes aus.

Mehr zu unserem Konzept für das Schaffen guter Förderbedingungen:

Unser Ansatz