LISA ANDRESEN aus Wunstorf bei Hannover
Mein Name ist Lisa Andresen, ich bin 26 Jahre alt und lebe in der Region Hannover - genauer in Wunstorf. Nach meinem Studium der Kindheitspädagogik und ersten Erfahrungen in Kitas habe ich für mich erkannt, wie wichtig es ist, einem einzelnen Kind wirklich aufmerksam zuzuhören und individuell auf seine Bedürfnisse einzugehen. Im oft hektischen Kita-Alltag war das leider nur schwer möglich — und so habe ich mich auf die Suche nach einem anderen Weg gemacht. Dabei bin ich auf die Lerntherapie und den KREISEL gestoßen.
Während meiner Weiterbildung und meiner Tätigkeit als angestellte Lerntherapeutin habe ich diese Arbeit lieben gelernt. Zu erleben, wie Kinder in einer wertschätzenden, geschützten Atmosphäre Vertrauen in sich selbst zurückgewinnen und Lernfreude (neu) entdecken, hat mich nachhaltig begeistert.
In diesem Jahr habe ich mir den Wunsch erfüllt, in der Region Hannover meine eigene Praxis für integrative Lerntherapie zu eröffnen. Mein Fokus liegt darauf, Kindern und Jugendlichen nicht nur beim Erlernen von Rechtschreibung und Lesen zu helfen, sondern vor allem Mut zu machen, eigene Stärken zu entdecken und den Glauben an sich selbst wiederzufinden.

Was oder wer hat Dich in Deiner bisherigen lerntherapeutischen Arbeit am meisten beeindruckt?
Am meisten beeindrucken mich immer wieder die Kinder und Jugendlichen selbst. Zu sehen, wie sie trotz belastender Schulerfahrungen und manchmal großer Zweifel an sich selbst Stück für Stück wieder Mut fassen, Vertrauen in ihre Fähigkeiten entwickeln und Freude am Lernen zurückgewinnen, berührt mich jedes Mal. Diese kleinen und großen Lern- und Entwicklungsschritte sind das, was meine Arbeit für mich so wertvoll macht.

Wovon hast du am meisten gelernt (z.B. Fachbuch/-Aufsatz/-Film, Hospitation, Supervision, Praxis …)?
Am meisten habe ich aus der Praxis selbst gelernt — durch die intensive Arbeit mit den Kindern, den Austausch mit Eltern und Lehrkräften und durch Supervision. Besonders prägend war für mich die Auseinandersetzung mit der Frage, wie ich eine Atmosphäre schaffe, in der Kinder sich sicher fühlen, Fehler machen dürfen und wieder Neugier entwickeln. Besonders viel habe ich auch in den Gesprächen mit anderen Lerntherapeut*innen gelernt. In unseren Intervisionsstunden während der Weiterbildung und bei Treffen nach unserem Abschluss. Dieser Input aus der Praxis von anderen und in den Diskussionen lässt mich immer wieder Neues erlernen.


Was brauchst Du im Beruf, was Du in keiner Deiner bisherigen Ausbildungen gelernt hast?
Geduld — vor allem mit mir selbst. In der Ausbildung lernt man viele nützliche und hilfreiche Methoden und theoretische Grundlagen, aber den Umgang mit Unsicherheiten, das Aushalten von Stagnationen und das Vertrauen darauf, dass Prozesse Zeit brauchen, habe ich erst in der Praxis wirklich verstanden.

Was wünschst Du Dir für die Lerntherapie?
Ich wünsche mir, dass Lerntherapie künftig noch stärker in die Vormittage der Kinder integriert wird. Überfüllte Wartelisten dürfen nicht die Regel bleiben, und es braucht mehr flexible, gut abgestimmte Angebote auch im Schulalltag. Dafür ist ein engerer Austausch mit den Schulen wichtig, um Lerntherapie als unterstützenden Baustein direkt vor Ort zu etablieren.
Außerdem hoffe ich, dass unser Beruf den Weg in die Präventionsarbeit findet. Gerade in Zeiten des Fachkräftemangels könnten wir Lerntherapeut*innen mit unserem Wissen in Kitas unterstützen, Vorläuferfähigkeiten fördern und frühzeitig Hilfen und Empfehlungen weitergeben.

Was würdest Du jungen/neuen Lerntherapeut*innen mit auf den Weg geben wollen?
Seid mutig und wagt Euch an Neues heran. Probiert Dinge aus — und habt keine Angst davor, dass auch mal etwas schiefgeht. Genau das sind die Momente, in denen ihr selbst wachst oder einem Kind zeigen könnt, wie man mit Misserfolgen und Unsicherheiten umgeht und daraus lernt.

Was ich noch ungefragt sagen möchte!
Ich finde es wichtig, dass wir in der Lerntherapie nicht nur Symptome behandeln, sondern Kinder darin begleiten, sich selbst wieder als kompetent zu erleben. Mein Praxisansatz ist deshalb darauf ausgerichtet, Mut zu machen, Perspektiven zu eröffnen und Kinder zu bestärken, ihren eigenen Weg zu gehen.

Hier geht es zu ihrer Webseite

Vielen Dank an LISA und an Alle eine herzliche Einladung zum Mitmachen!

1 Schreibschrift-Pflicht
Das Thema Schreibschrift ist seit Jahrzehnten ein Dauerbrenner – JA, muss sein; NEIN, muss nicht sein. JA, sie hilft sogar zum Lernen; NEIN, sie ist Ballast.
Aktuell fordert Niedersachsens Landesschülerrat die Abschaffung der verpflichtenden Schreibschrift, hier zunächst seine Argumente und die Antworten der Ministerin und des Verband Bildung und Erziehung. In den Stellungnahmen bildet sich gut die aktuelle Diskussion ab! 

Als Lerntherapeut vertrete ich eine differenzierte Position: Wenn für ein Kind der Aufwand für die Produktion eines Buchstabens zu groß ist (visuelle Erinnerung, feinmotorisch …), sollten im Rahmen des Nachteilsausgleichs die heutigen technischen Möglichkeiten genutzt werden.

2 Gesellschaftliche und bildungspolitische Perspektiven für die Lerntherapie
Ich möchte auf einige Themen ausmerksam machen, die sowohl zeitlich als auch inhaltlich von der Lerntherapie „weit weg“ zu sein scheinen. Dennoch sind es Themen, die langfristig auch den Stellenwert von Lerntherapeut*innen betreffen dürften: Sinkende Geburtenrate, Ausbau der frühkindlichen Bildung und bessere Kooperation Kita-Schule, Digitalisierung.

+ Dem Lehrer- und Kita-Mangel folgt – schon jetzt in einigen Bundesländern sichtbar – ein „Kindermangel“. Die Geburtenrate geht seit einigen Jahren und erst recht in Zukunft erheblich zurück. Manche Kitas und Schulen werben schon um Kinder! Was heißt das für die Lerntherapie? Verringert sich ihr Klientel?
News4teachers

+ Schon das bisher zuständige Ministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt (!) widmet sich der Frühen Bildung:
Die neue Bundesministerin für Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend KARIN PRIEN sieht die „Die Notwendigkeit, dass wir beim Übergang zwischen Kita und Schule mehr tun müssen“ – und meint, dass dies inzwischen alle Bildungsminister erkennen. Entsteht in der Vor-Schulzeit eine attraktives Einsatzgebiet für Lerntherapie?
News4teachers
ZEIT-ONLINE

+ Wie wirkt sich die Digitalisierung auf die Lerntherapie aus? Erfüllen die vielen aus dem Boden schießenden Förderprogramme ihre Funktion und verringern Förderbedarf? Wie gehen Lerntherapeut*innen damit um, dass in Schulen verstärkt Programme eingesetzt werden: Kennenlernen und Aneignen – so wie bisher die gedruckten Lehrwerke? Ignorieren? Das eigene Lerntherapie-Konzept anpassen: (Wie) können die Programme integriert werden?
News4teachers

3 Digitale Grundbildung in der Alphabetisierung
Für die Arbeit mit Erwachsenen lässt sich die Frage nach dem Umgang mit der Digitalisierung einfacher beantworten: Da gibt es erst einmal ein bedingungsloses JA – „Zusammenführen der Erweiterung der Lese-, Schreib- und Rechenkompetenzen und die Stärkung digitaler Fähigkeiten hilft, die Eigenständigkeit zu erhöhen“. Entsprechend ist das Schwerpunktthema im neusten ALFA-Forum, Frühjahr 2025, Nr. 107: Digitale Grundbildung und digital grundbilden.
Dazu gibt es mehrere Erfahrungsberichte sowie eine mehrseitige Materialübersicht und Infos. Ein empfehlenswerter Blick über den lerntherapeutischen und schulischen Tellerrand!